Mit DDR Rezepten Ostdeutsch Kochen & Backen
40 Jahre DDR gingen nicht spurlos an den Deutschen vorbei. Das gilt auch für’s Essen.
Kochen und Backen in der DDR bedeutete oft zu improvisieren und zu planen. Landwirtschaft und Handel wurden im Osten Deutschlands in VEBs, LPGs und HOs zwangskollektiviert und mussten sich der staatlichen Planung beugen, um den Lebensmittelbedarf zu decken. Das schmeckte vielen bis dahin privaten Unternehmern gar nicht. So genannte Fünfjahrespläne wurden entwickelt und Produkte des täglichen Bedarfs lange Zeit aufgrund des Mangels nur rationiert mit Lebensmittelmarken verteilt.
Zudem war die DDR auf Importgüter aus dem Ausland angewiesen, die sie oft nur gegen erwirtschaftete Devisen in Fremdwährungen erhalten konnte. Bananen oder Kaffee beispielsweise wurden zeitweise oder gänzlich zu Luxusartikeln und dementsprechend oft lukrativ unter den Ladentheken als sog. »Bück-Dich-Ware« weiter verkauft oder getauscht. Mal fehlten Fleisch, Gemüse und Südfrüchte, mal wurden die Eier knapp.
Anstehen und Improvisieren
Die Funktionäre steuerten nicht selten mit entsprechenden Werbeslogans dagegen oder versuchten Ersatzprodukte an den Mann bzw. an die Frau zu bringen, die in der Bevölkerung der DDR allerdings häufig auf Ablehnung stießen und verhöhnt wurden. Beispielsweise wurden Eier (Werbeslogan: „Nimm ein Ei mehr!“) oder auch Fisch (siehe Video unten) zeitweise wieder als besonders nahrhaft und gesund angepriesen, als diese gerade reichlich produziert werden konnten. Beraten und informiert wurde der gemeine DDR-Bürger darüber zum Beispiel in der Werbesendung »Tausend Tele-Tips«, die ab 1960 im DDR-Fernsehen (DFF, Deutscher Fernsehfunk) ausgestrahlt wurde und bis zu 30 Minuten lang lief.
DDR Rezepte
Auf der anderen Seite standen aber auch viele Kleintierzüchter und Gartenbesitzer, die sich mit der Zucht und dem Eigenanbau von Tomaten und anderem heimischen Gemüse und Obst durchaus zu helfen wussten. Ein entsprechend deutliches Gefälle bei der Versorgungslage gab es deshalb auch zwischen Stadt und Land. Einzig in der DDR Hauptstadt Berlin bekam man bis zur Eröffnung der sog. Delikatläden und Intershops, die den »gehobenen Bedarf« abdecken und Fremdwährungen in die Staatskassen spülen sollten, fast immer alles.
Aber auch wenn – oder gerade weil so manches knapp war in der Deutschen Demokratischen Republik, entwickelten die »Ossis« vor allem eines: Einfallsreichtum und Improvisationstalent. Man verstand es mit den Produkten zu arbeiten, die eben zur Verfügung standen und orientierte sich auch kulinarisch bevorzugt gen Osten. Ab 1958 zeigte Fernsehkoch Kurt Drummer den ostdeutschen Bürgern in seiner Sendung »Der Fernsehkoch empfiehlt« mit vielen DDR Rezepten auch wie das geht. Zudem veröffentlichte der Verlag für die Frau aus Leipzig regelmäßig die Kochbuchklassiker Wir kochen gut und Das Backbuch, die sich bald und bis heute als Standardwerke für DDR Rezepte und die ostdeutsche Küche etablierten.
So ist eine teils einzigartige Esskultur in der DDR entstanden, die sich zwar oft auf das Wesentliche beschränkt, geschmacklich aber trotzdem mit anderen Gerichten mithalten kann. Vom Broiler über Ket-Wurst bis zur Soljanka, vom LPG-Kuchen bis zum ostdeutschen Jägerschnitzel mit Nudeln und Tomatensoße aus der Schulküche wurden teil kulinarische Kreationen geschaffen, die noch jeden DDR Bürger zu allen Anlässen satt gemacht haben. Auf erichserbe.de haben wir eine Auswahl dieser DDR Rezepte nachgekocht und gebacken und alles, was uns zum Thema ostdeutsche Küche und Esskultur der DDR interessant erscheint, gesammelt und zusammengetragen.
Erinnert Euch mit uns an Eure Lieblings-DDR Rezepte aus der Kindheit, Schulzeit, Lebenszeit – werdet Teil von Ostdeutsch Kochen!
Ostalgie auch bei DDR Gerichten
Anlässlich des 30. Jahrestages des Mauerfalls waren wir 2019 zu Gast im Programm »Dolce Vita« des Hessischen Rundfunks und haben uns mit Moderator Bastian Korff ebenfalls über die Eigenheiten und Unterschiede zwischen ost- und westdeutscher Küche, Lieblingsgerichte aus Kindertagen, typische DDR Rezepte und den »Ostalgie-Kult« unterhalten: